Evaluation bezeichnet die systematische, datenbasierte Beschreibung und Bewertung von Programmen (z. B. Hilfe- oder Beratungskonzeptionen), zeitlich beschränkten Projekten (z. B. Modellvorhaben) oder Institutionen (z. B. Zulassung von Trägern) in Bildung, Sozialer Arbeit, Gesundheitswesen u. a..
Evaluation beschafft nützliche und abgesicherte Informationen für Auftraggebende, Beteiligte & Betroffene (engl. stakeholder). Sie unterstützt diese, entweder den bewerteten Gegenstand schrittweise zu stabilisieren / zu verbessern (formative / Gestaltungs-Evaluation) oder zu bewerten (summative / Bilanz-Evaluation).
Obwohl verwandt, folgt Evaluation einer anderen Logik als Forschung: Evaluation ist auf unmittelbar praktische Nützlichkeit ihrer Ergebnisse verpflichtet, weniger auf Mehrung theoretischer Erkenntnis; sie ist häufiger durch bei Beteiligten geankerte Fragestellungen gesteuert als durch theoretisch abgeleitete Hypothesen; sie hat als expliziten Auftrag, Werturteile zu fällen oder Beteiligte auszurüsten, dies informiert zu tun.
Evaluation kann auf alle vier Hauptdimensionen von (insbesondere pädgogischen) Gegenständen gerichtet werden: Das Konzept (insbesondere Zielsetzungen), die Struktur (gesetzliche Bestimmungen, Ausstattung u. v. m.), den Prozeß (z. B. Ablauf des pädagogischen Geschehens, Reaktionen der Teilnehmenden darauf) und das Ergebnis (kognitive / affektive Lerneffekte bei den Zielgruppen bzw. Änderungen ihrer materiellen Situation).
Im Ablauf einer Evaluation werden in der Gegenstandsbestimmung zunächst solche Fragestellungen formuliert, deren Beantwortung die Beteiligten zu verbesserter Gestaltung / Entscheidung befähigt. Zur Informationsgewinnung bedient sich die Evaluation qualitativer und quantitativer Methoden der Sozialforschung (Inhaltsanalyse, Beobachtung, Befragung). Die Ergebnisvermittlung legt Beteiligten und ggf. einer weiteren Öffentlichkeit Datenquellen und Instrumente sowie Resultate und Schlußfolgerungen nachvollziehbar dar.
In Nordamerika hat Evaluation eine etwa 70jährige Tradition und ist fester Bestandteil der politischen Kultur. In Deutschland lösten Mitte der 90er Jahre veränderte öffentliche Steuerungskonzepte einen Evaluation-Boom aus: Schulen, Universitäten und andere öffentlich finanzierte Einrichtungen insbesondere der Sozialen Arbeit sind gehalten, die Qualität ihrer Prozesse und Leistungen datenbasiert auszuweisen.
Evaluation ist gefordert, bei konfligierenden Interessen fair und unparteiisch zu verfahren, indem sie ihre Unabhängigkeit gegenüber mächtigen Einflußgruppen (z. B. finanzierenden Auftraggebenden) behauptet und auch den Perspektiven artikulationsschwacher Beteiligter Raum verschafft. Da sie meist in öffentlichem Auftrag und steuerfinanziert durchgeführt wird, bedarf es eines Minimalkonsenses über Gütekriterien von Evaluation selbst. Je stärker die Rechnungshöfe Evaluation zu ihrem originären Auftrag machen, und in je mehr Politikfeldern (wie Umwelt-, und Energiepolitik, der Verkehrs- und Forschungspolitik) systematische Evaluation stattfindet, desto wichtiger werden fachlich präzise und ethisch korrekte Evaluationsverfahren sowie Standards für Evaluation.